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Gekürzte Fassung aus:
Schule und Schulgeschichten

Eine zusammenfassende Darstellung der Entwicklung des Schulwesens in der Gemeinde Barchfeld von Erich Schmidt, Heimat- und Geschichtsverein Barchfeld

 

 Überlieferte Anfänge des Schulwesens in Barchfeld

 

Beginnen wir dazu unsere Betrachtungen etwa um das Jahr 1600. Der Ort  Barchfeld befand sich unter der Herrschaft der Landgrafen von Hessen. Als Lehensträger residierten  im Ort die Herren von Stein. Zur genannten Zeit war Werner von Stein, ein Vetter des Hermann von Stein zu Liebenstein, Lehnsherr der Gemarkungen von Barchfeld. Aus dieser Zeit befinden sich einige Dokumente im Hessischen Staatsarchiv zu Marburg, die belegen, dass das Verhältnis der Herren von Stein zur Gemeinde und umgekehrt nicht gerade gut war.

Sicher noch unter dem Eindruck der gezeigten Stärke der Landbevölkerung im Bauernkrieg nahmen die Dorfbewohner nicht mehr alles widerspruchslos hin, was ihnen ihre Herren vorsetzten. So beschwerte sich der Gemeindevorstand in den Jahren 1601 bis 1605 mehrfach über Werner von Stein beim Landgrafen. Werner von Stein reagierte seinerseits, wohl etwas gereizt, mit Beschwerden gegen exponierte Personen der Gemeinde. Einem solchen Rechtsstreit verdanken wir auch den ersten urkundlich belegten Hinweis auf das Schulwesen in Barchfeld.

Johann Weiß, Schulmeister und auch Gerichtsschreiber in Barchfeld, teilt den herrschaftlichen Beamten in Schmalkalden mit, dass er wegen abgehauener Weiden, die angeblich auf einem Stein´schen Grundstück standen, von Werner von Stein zur Rechenschaft gezogen worden sei.
Das Schreiben wurde am 12. Oktober 1601 nach Schmalkalden übersandt.

Jahre später hinterlässt der Dreißigjährige Krieg auch in Barchfeld seine schrecklichen Spuren. Obwohl zu Beginn des Krieges ( 1618 ) die Herrschaft Schmalkalden (und damit auch Barchfeld) zu Hessen-Darmstadt gehörte und somit kaiserliches (d.h. katholisches) Gebiet war, wird schon 1627 ein lutherischer Religionslehrer im Ort genannt. Als direkte Folge des Krieges leidet die örtliche Schule zunehmend unter dem Mangel an Schülern. Im Jahr 1638 wurden keine Kinder im Ort geboren und in den drei Folgejahren nur jeweils zwei. Erst im Jahr nach dem Westfälischen Frieden ( 1649 ) waren wieder 16 Geburten zu registrieren.

 

Die Schulverhältnisse nach 1700

 

Es dauerte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, ehe die Schülerzahl im Ort wieder auf 120 gestiegen war. Da aber die Schülerzahlen von Jahr zu Jahr schwankten und zeitweilig auch rückläufig waren, der Lehrer aber nach der Anzahl seiner Schüler bezahlt wurde, gab es häufiger Beschwerden wegen zu niedriger Einkünfte. Dem Schulmeister in Barchfeld  wurden in dieser Zeit pro Schüler und Jahr 9 Groschen zugestanden, daneben wurde er mit Naturalien und Pachtland entlohnt. Er bekam 1 ½  Acker Wiese zur Bewirtschaftung und 8 Malter Korn für Mehl. Zusätzlich zahlte ihm die Gemeinde 8 Gulden Lohn im Jahr, für 2 Gulden gab es Brennholz und von der Kirche wurde 1 Gulden für Orgelspielen beigesteuert.

Wenn bisher immer nur von einem Lehrer bzw. Schulmeister die Rede war, so trifft das bis zum Jahr 1850 auch in dieser Form zu. Schon seit 1685 galt eine kurfürstliche Verfügung, nach der dem Schulmeister jährlich eine bestimmte Menge Brennholz unentgeltlich angefahren werden musste. Für Barchfeld waren zunächst 6 Klafter Holz üblich, was später wegen des knapper werdenden Waldbestandes auf 4 ½ Klafter reduziert wurde. (1 Klafter entsprach damals etwas mehr als 3 Raummetern). Da für den Lehrer Holz und Anfuhr kostenlos waren, wollten die Fuhrleute doch auf andere Weise für ihre Dienste belohnt werden. So gab es denn eine Festlegung durch den Gemeindevorstand, dass jedem Fuhrmann ein Kuchen und dazu Käse, Brot und Bier vom Lehrer zu reichen sei. Mit der Zeit nahm dieses Verfahren jedoch recht groteske Züge an. Als es später neben dem Festgesetzten auch noch Tabak und vor allem Branntwein gab, hatten es die Fuhrleute recht eilig, möglichst so frühzeitig das Holz abzuliefern, wenn noch reichlich vom Schnaps vorhanden war.

 

Von den Schulmeistern, die nach Johann Weiß in Barchfeld tätig waren, sind zunächst keine dem Namen nach bekannt. Erst zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wird ein Lehrer Liborius Aschenbach, aus Kleinschmalkalden stammend, namentlich erwähnt. Ansonsten weiß man über ihn und seine Tätigkeit im Ort recht wenig.

 

Erst sein Nachfolger, Heinrich Sömmer aus Sallmannshausen, prägte das Gemeindeleben auch noch über die Zeit seines Wirkens in Barchfeld hinaus. Er verfasste 1807 die älteste Urkunde, die im Turmknopf der Barchfelder Kirche aufbewahrt wird. Er hinterließ so nicht nur seine markante Handschrift, auch sonst hatte er in der Gemeinde einen guten Ruf. Er wird zu jener Zeit als überaus tüchtiger, gebildeter und auch sehr musikalischer Mann beschrieben.

Weit über die Ortsgrenzen hinaus wurde später sein zweiter Sohn aus der Ehe mit der Barchfelder Schuhmachermeisterstochter Elisabeth Schmidt bekannt. Es war der Genremaler Georg Sömmer (1811-1864), dessen Porträts aus dem dörflichen Leben zum Teil im Landgräflichen Schloss in Barchfeld hingen und heute noch in der Galerie in Kassel bewundert werden können.

Im Jahr 1817 erhielt Heinrich Sömmer wohl wegen seiner guten Kenntnisse und Fähigkeiten die Stelle eines Rentmeisters (zuständig für die Verwaltung und Abrechnung von Gütern ) beim Landgrafen Carl von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. Während seiner Dienstzeit als Schulmeister unterrichtete er im Schnitt über 200 Schüler (1807 waren es 202) in einem einzigen Raum, der als recht niedrig und für die Zahl der Schüler als viel zu klein beschrieben wird. In diesem Raum wurde aber noch bis 1848 unterrichtet.

 

Nach Sömmers Weggang von Barchfeld übernimmt 1817 der Lehrer und Kantor Dellith aus Haindorf bei Schmalkalden die Schulmeisterstelle in Barchfeld. Zu Beginn seiner Amtszeit wird er als guter Schulmann und auch als  hervorragender Orgelspieler gelobt. Später überwarf er sich jedoch mit dem Ortspfarrer Fuckel. Wohl auch deswegen, weil er nach dem Tod seiner Frau immer häufiger dem Branntwein zusprach und dadurch Schule und Schüler vernachlässigte. Bis zur Einstellung eines neuen Lehrers übernahm Pfarrer Fuckel selbst den Unterricht bis hin zum Frühjahr 1837.

Der nächste Lehrer im Ort war Johannes Xylander aus Weilar. Auch ihm wurden gute Qualitäten als Lehrer und Musiker nachgesagt. Er komponierte nebenbei und führte seine Werke mit dem Barchfelder Musikverein auf. Eine Anordnung aus Kassel besagte, dass das Jahresgehalt des 1. Lehrers zu Barchfeld mit 203 Talern, 14 Groschen und 11 Hellern festzulegen sei. Lehrer Xylander wohnte bis zum Bau des neuen Schulgebäudes in der sogenannten „alten Schule“ bei der Kirche 3.

Das Haus gehörte später dem Schreinermeister Christian Schmidt, der deswegen auch oft der „Altschuls Christian“ genannt wurde. Bis 1850 unterrichtete der allseits beliebte und geachtete Lehrer Xylander hier etwa 230 bis 240 Schüler.

Das neue Schulhaus ( das jetzige Rathaus ) wurde 1849 fertig gestellt.

Es waren darin nun 3 Schulsäle und 2 Wohnungen. Eine davon wurde Xylander zur Verfügung gestellt. Wegen der großen Zahl von Schülern und auch wegen der verbesserten räumlichen Bedingungen konnte ab 1850 eine zweite Lehrerstelle eingerichtet werden. Diese zweite Lehrerstelle wurde in der Folgezeit vorwiegend  von Lehramtskandidaten besetzt.

 

Nach dem Ausscheiden von Xylander  trat Cantor Eduard Backhaus dessen Nachfolge in der hiesigen Schule an. Er erhielt seine Ausbildung im Lehrerseminar in Schlüchtern und mit ihm war sicher zum ersten Mal ein gebürtiger Barchfelder als Lehrer im Ort tätig. Neben seiner anerkannt guten Arbeit in der Schule widmete er sich auch der Geschichte seiner Schule und seines Heimatortes. Seine heimatgeschichtlichen Forschungen basierten wohl vorwiegend auf den Urkundensammlungen der Freifrau von Stein-Schlotheim, die auch als Verfasserin der so genannten „Stein`schen Chronik“ gilt. Ein Jahr vor seinem Tod schloss er die später nach ihm benannte Schulchronik ab. Er starb hier 1888 im Alter von nur 61 Jahren.

 

Ein Feuer, das am 8. Sept. 1879 im Wirtschaftsgebäude vom Gastwirt Jung ausbrach, vernichtete das ganze Viertel mit den genannten Häusern und war noch nicht wieder vollständig bebaut.Vom Beschluss über den Neubau einer Schule bis zur Ausführung und  Fertigstellung verging relativ wenig Zeit. Am 18. Dezember 1891 konnte das neue Schulgebäude (heute als „Alte Schule“ bekannt) eingeweiht werden. Auch an eine Lehrerwohnung im Obergeschoß war dabei gedacht worden. Diese bezog der Lehrer Johannes Volkmar. Zwei seiner Söhne, Wilhelm und Karl, waren später ebenfalls als Lehrer bzw. Rektor an der Barchfelder Schule tätig.

 

Die Schule im 20. Jahrhundert

 

Als 1903 die Anzahl der Lehrerstellen erneut aufgestockt wurde (6. Stelle), nahm mit Fräulein Büchner zum ersten Mal in Barchfeld eine Frau die Lehrtätigkeit auf. Die Erweiterung der Stellen an der Schule vollzog sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten recht kontinuierlich. So konnte 1905 die 7. Lehrerstelle besetzt werden und 1912 kam mit Rudolf Eichel als achter Lehrer ein vielen Älteren in Barchfeld noch bekannter Mann hinzu. Mit ihm hatte die Barchfelder Schule wieder einen Sohn des Ortes, der seine Herkunft auch bei mancher Gelegenheit durch den Gebrauch der Barchfelder Mundart dokumentierte.

Im Jahr seines Dienstantrittes (also 1912) wurde am 20. Februar das Gebäude der „Neuen Schule“ (heute Regelschule) eingeweiht.

Zu dieser Zeit besuchten bereits 521 Schüler die Barchfelder Schule. Seit 1907 war sie als 7-Klassen-Schule ausgewiesen. Man kann also davon ausgehen, dass in jedem Jahrgang durchschnittlich 74 Kinder unterrichtet wurden.

Zum bedeutendsten Vorgang für den Ort im Jahre 1912 zurück - der Einweihung der neuen Schule. Das Ereignis  wurde in der Gemeinde entsprechend seiner Bedeutung für das ganze Dorf  gebührend gefeiert.

 

 

Ab 1. April 1914 wurde der 1. Lehrer, der jeweils mit der Leitung der Schule beauftragt war, mit dem Titel eines Rektors als Schulleiter eingesetzt.

Der erste Rektor war der Lehrer Mauruschat, der aus Küstrin in Pommern stammte.

Jene, die über einen längeren Zeitraum bis 1945 hier tätig waren und vor allem den älteren Mitbürgern persönlich oder wenigstens dem Namen nach noch bekannt sind, seien genannt:

  • Theodor Pflüger von 1875 bis 1913

  • Johannes Volkmar von 1886 bis 1924

  • Ernst Gonnermann von 1903 bis 1913

  • Heinrich Schaacke von 1902 bis 1932

  • Rudolf Eichel von 1912 bis 1945

  • August Bach von 1914 bis 1945

  • Wilhelm Weldner von 1920 bis 1945 und von 1953 bis 1958

  • Wilhelm Volkmar von 1920 bis 1945

  • Oskar Pistor von 1921 bis 1945

  • Emmy Scharfenberg von 1932 bis 1945

  • Karl Volkmar von 1927 bis 1945

  • Oskar Walter von 1932 bis 1945

  • Hans Braunholz von 1934 bis 1943

Ergänzend sei noch erwähnt, dass vor 1933 auch der jüdische Lehrer Weinberg  zeitweise an der Barchfelder Volksschule unterrichtete.

Lehrer 1923

 

Der Neubeginn nach dem Ende des 2. Weltkrieges

 

Das Kriegsende 1945 mit all seinen verheerenden Folgen brachte tiefe Einschnitte nicht nur im Schulwesen.Ein Umbruch im gesamten gesellschaftlichen System führte auch zu gravierenden Änderungen in der Schule selbst. Das betraf sowohl die personellen wie die inhaltlichen Strukturen.

Unter den ersten, die längere Zeit an der Barchfelder Schule tätig waren, waren unter anderem die Lehrerinnen Charlotte Petzold, Christel Wendt (Völkert), Käthe Schicht (Kostrzewa), Helga Bindig und Emilie Bach (Lahmann) und die Lehrer Kurt Klinzing, Walter Reumschüssel, Kurt Volkmar, Horst Kostrzewa, Ferdinand Ludwig, Willi Michel, Fritz Hellmann und Kurt Bindig.

 

Lehrer 1948

Durch eine große Anzahl von Umsiedlerfamilien im Ort war mit der Zeit die Zahl der Schüler so stark angestiegen, dass die vorhandenen Klassenräume für einen normalen Schulbetrieb nicht mehr ausreichten und in Schichten bis zum späten Nachmittag unterrichtet werden musste.

Als Ausweg aus der prekären Situation blieb nur ein Erweiterungsbau an der „Neuen Schule“. Nach dem ersten Spatenstich am 21. März 1953 konnten schon im Mai des folgenden Jahres 2 neue Klassenräume genutzt werden.

 

1958 begann mit der Einführung des polytechnischen Unterrichts eine qualitativ neue Etappe in der sozialistisch ausgerichteten Bildung und Erziehung in der damaligen DDR. Das bedeutete auch für die Schule in Barchfeld eine weitere Herausforderung. Nach und nach entstand in der ehemaligen Kettenfabrik ein recht gut ausgestattetes Kabinett, wo Schülern elementare Kenntnisse in Metallbearbeitung und Elektrotechnik vermittelt werden konnten. Daneben wurden sie auch mit der Theorie der sozialistischen Produktionsweise konfrontiert. Personelle Änderungen in den Leitungsebenen führten zunächst dazu, dass Ullrich Weldner zum 1.8.1990 mit der Leitung der Barchfelder Schule betraut wurde.

 

Die eigentlich neue Etappe begann mit dem 1.8.1991 mit der organisatorischen Trennung der Schule in eine Grundschule und eine Regelschule. Ullrich Weldner wurde nun Leiter der Grundschule und als Leiter der Regelschule wurde Jürgen Heinel berufen. Beide Pädagogen sind auch heute noch in diesen Funktionen tätig.

 

 

 
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